Die Kirche ist nicht bloß eine Gemeinschaft im modernen Sinne, sondern eine „communio“ im ursprünglichen Wortsinn: Sie bedeutet „gemeinsame Mauern habend“, ein befestigter Tempel Gottes, der sichtbare mystische Leib der Kirche, eine sichtbare Organisation und Struktur. Sie ist eine übernatürliche, von Christus hierarchisch gegliederte Gemeinschaft.
Die umfassende Definition der Kirche: Eine prägnante Definition der Kirche, die die wesentlich erarbeiteten Momente enthält, ist folgende:
Die Kirche ist eine geistliche, übernatürliche, hierarchisch gegliederte Lebensgemeinschaft mit Gott, von Christus gegründet, ausgestattet mit den Organen des Heiles (den Sakramenten), vom Heiligen Geist verwirklicht und belebt als der Mystische Leib Christi, der sich sichtbar darstellt in seinen Gliedern durch die Einheit im Glauben unter einem einzigen obersten Hirten, dem Papst.
Schlüsselmerkmale der Kirche:
• Übernatürliche Lebensgemeinschaft mit Gott: Die Kirche ist die neu begründete und wiederhergestellte übernatürliche Lebensgemeinschaft der Menschen mit Gott, die seit dem Sündenfall verloren war. Sie gründet in Jesus Christus, der das Prinzip und das Haupt ist. In ihrer Gesamtheit ist die Kirche die Gesellschaft Gottes mit den Engeln und Heiligen, die Erfüllung der Schöpfungsbestimmung des Menschen.
• Hierarchisch gegliederter Organismus: Die Kirche ist keine Staats- oder Völkergemeinschaft. Christus hat Seine Kirche als einen Organismus strukturiert, mit ihrem Lebensprinzip: dem Weihesakrament. Im Bischofsamt finden die Ämter Christi als Priester, Lehrer und König (Hirte) ihre Fortsetzung. Die Hierarchie hat ihren Rechtfertigungsgrund im Amt der Stellvertretung Christi in der Welt.
• Ausgestattet mit den Heilsmitteln (Sakramenten): Die Sakramente sind die Wirkorgane der Kirche, die das Heil vermitteln und die Gläubigen in den mystischen Leib Christi eingliedern. Sie sind das Bindeglied, die Überleitung und Vermittlung des Unsichtbaren, Göttlichen, in die Menschen, in das Sichtbare.
• Vom Heiligen Geist belebt als Mystischer Leib Christi: Der Heilige Geist als der Geist Christi ist die Seele der Kirche, der Odem der Kirche, das eigentliche Prinzip der Kirchenbildung als der mystische Leib Christi. Er bewirkt die innere Verbindung der Glieder und führt sie in die Fülle göttlichen Lebens. Die Kirche kann sogar als der mystische Leib des Heiligen Geistes betrachtet werden, eine Quasiinkarnation des Heiligen Geistes.
• Sichtbare Darstellung und Einheit: Die Kirche stellt sich sichtbar in ihren Gliedern dar, verbunden durch die Einheit im Glauben unter dem Papst, der als Nachfolger des hl. Petrus die oberste Hirtengewalt über die gesamte Kirche innehat und das Einheitsprinzip sowie das Prinzip der dogmatischen Wahrheit ist.
• Das Wirken Gottes in Raum und Zeit: Als hierarchisch übernatürliche Lebensgemeinschaft ist die Kirche das Wirken Gottes in Raum und Zeit zur Rechtfertigung, Erlösung und Heiligung, der Inbegriff aller Gnaden. Dies ist der Lebensstrom in der Kirche.
Die „zwei Naturen“ der Kirche: Ähnlich wie Christus zwei Naturen besitzt – die göttliche und die menschliche –, so hat auch die Kirche quasi „zwei Naturen“. Die göttliche Natur umfasst das Unsichtbare: die göttlichen Gaben, Güter, Gnaden der Erlösung und der Heilige Geist als die Seele der Kirche. Die menschliche Natur ist die sichtbare Gemeinschaft aus Klerikern und Laien, die trotz menschlicher Mängel, Skandale und Sünden – wie im Gleichnis vom Weizen und Unkraut beschrieben – Teil der Kirche bleibt. Die Innenwelt der Kirche ist jedoch heilig und makellos, gebiert die Kinder Gottes.
Fazit: Die Kirche ist demnach kein optionales Beiwerk für den Glauben, sondern ein zum Heil notwendiges Mittel. Sie ist der auf Erden fortlebende Christus, Sein „alter ego“, Sein „anderes Ich“. Durch sie wird die reale Verbindung mit Gott ermöglicht und die Menschen werden zu lebendigen Bausteinen des Tempels Gottes geformt.
Diese tiefgreifende Sicht der Kirche offenbart ihre einzigartige Rolle im göttlichen Heilsplan und ihre zentrale Bedeutung für jeden Gläubigen.