Ein Hollywoodstar, reich und berühmt, aber in einer tiefen Lebenskrise. Diverse Skandale lasteten auf ihm, Ex-Partnerinnen warfen ihm missbräuchliches Verhalten vor, er hatte mehrere Anzeigen am Hals und rang mit Suizidgedanken. Doch da kam die Chance seine Karriere zu retten: Er sollte Pater Pio spielen und verbrachte zur Vorbereitung auf diese Rolle einige Zeit in einem Kapuzinerkloster. Der Kontakt mit den Geistlichen, die Beschäftigung mit dem Katholischen, mit dem hl. Pater Pio und auch wesentlich der traditionellen lateinischen Liturgie brachte die Wende. Der Hollywoodstar Shia LaBeouf fand zum katholischen Glauben: „Pio hat mein Leben gerettet.“
Pater Pio von Pietrelcina gehört zu den bekanntesten Heiligen des 20. Jahrhunderts. Besonders in Italien ist er ein Volksheiliger und wird dort sehr innig verehrt.
Dass er in der modernen Zeit gelebt hat, Video- und Tonaufnahmen zu sehen und zu hören und sein Leben und seine umfangreiche Wundertätigkeit entsprechend gut dokumentiert sind, macht ihn gewiss besonders interessant, sowohl für Verehrer als auch für Skeptiker.
Als Kind einfacher Bauern kam Francesco Forgione am 25. Mai 1887 im süditalienischen Pietrelcina zur Welt. Auch wenn er ein kränkliches Kind war, hat sich seine göttliche Erwählung früh gezeigt. Der kleine Francesco hatte schon als Fünfjähriger Erscheinungen, sprach aber nicht davon, weil er dachte, dass dies normal sei und alle Menschen das hätten. In diesem jungen Alter wollte er sich auch schon Gott weihen. Als Fünfzehnjähriger entschied er sich, Kapuziner zu werden, ein bärtiger Mönch, und trat dem Kapuzinerorden als Sechzehnjähriger bei. Dort erhielt er den Ordensnamen Pio. Nach sieben Jahren im Orden erhielt er die Priesterweihe: „Mit dir sei ich für die Welt / Weg, Wahrheit, Leben, und für dich Priester, heiliges, vollkommenes Opfer.“ Später zeigte sich, dass aus diesem Weihespruch tatsächlich ein Lebensmotto geworden ist. Die ersten Priesterjahre verbrachte er seiner schwachen Gesundheit wegen vorwiegend in seiner Heimat, bis er 1916 in den damals sehr kleinen Konvent bei San Giovanni Rotondo kam, dem er 52 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahre 1968, angehörte.
Bereits im Jahr seiner Priesterweihe 1910 traten zum ersten Mal Schmerzen an Händen und Füßen auf, jedoch zunächst keine äußerlich sichtbaren Stigmata. 1918 erlebte er eine mystische Transverberation: Das bedeutet, sein Herz wurde in einer mystischen Erfahrung „von einem himmlischen Menschen“ mit einer Lanze durchbohrt. Einige Wochen später folgte bei der Danksagung nach der Hl. Messe eine weitere tiefe mystische Erfahrung, nach der Pater Pio die fünf Wundmale Christi bis zu seinem Lebensende trug. Damit ist er der erste stigmatisierte Priester der katholischen Kirche.
Diese Verähnlichung Christi war ihm bei der Feier des Messopfers immer präsent: „Während der Hl. Messe stehe ich nicht, da hänge ich!“ und war oft, wie nach einem Kampf, sehr erschöpft von der Zelebration. Bald verbreitete sich die Nachricht, und der bis heute andauernde Zustrom von Pilgern nach San Giovanni Rotondo begann.
Wie bei manchen anderen Heiligen war er bereits früh vom Volk verehrt worden, die kirchlichen Autoritäten, die freilich auch Aberglauben und glaubensfremden Kulten entgegenwirken müssen, standen den Ereignissen überwiegend skeptisch gegenüber. So musste er, ganz in der Nachfolge Christi, jahrelange Repressionen und Anfeindungen ertragen, obwohl bereits drei Ärzte und damalige Koryphäen der Medizin die Wunden untersucht hatten. Zwei davon kamen zu einem wohlwollenden Urteil und konnten sich die Wunden nicht auf natürliche Weise erklären, der Dritte vermutete, es handele sich um eine Nekrose, die mit Hilfe von Chemikalien, etwa einer desinfizierenden Jodtinktur, am Abheilen gehindert werde. Aber sie waren, auch durch konsequentes Verbinden, nicht zur Abheilung zu bringen. 2009 erklärte Ezio Fulcheri, Professor für Pathologie: „Ich kann mir nicht vorstellen, welche Substanzen es ermöglichen, Wunden fünfzig Jahre lang offen zu halten und ihre natürliche Entwicklung zu verhindern. […] Je mehr wir die Anatomie und Pathophysiologie von Läsionen studieren, desto mehr erkennen wir, dass eine Wunde nicht so offen bleiben kann, wie bei den Stigmata von Pater Pio, ohne Komplikationen, ohne Folgen für die Muskeln, die Nerven, die Sehnen. Die Finger des stigmatisierten Mönchs waren immer spitz zulaufend, rosa und sauber: Mit Wunden, die die Handfläche durchbohrten und auf dem Handrücken hervorstanden, hätte er geschwollene, rote Finger und Funktionseinschränkungen haben müssen. Diejenigen, die solche Verletzungen erleiden, haben geschrumpfte Finger mit eingeschränkter Sensibilität. […] Das sagt die Wissenschaft.“ Umso unerklärlicher ist es, dass die Stigmata sich am Lebensende zurückbildeten und am Leichnam nicht mehr sichtbar waren. Sie wurden nicht mehr benötigt, da seine Mission als Priester und Opfer auf der Erde beendet war. Auf natürlichem Wege kann eine so lang bestehende chronische Wunde, die immer wieder blutet, ohne sich weiterzuentwickeln, nicht spurlos verschwinden.[^2]
Zunächst maßgeblich für die kirchlichen Autoritäten wurde jedoch das Urteil eines anderen: Der Franziskanerpater und Psychiater Agostino Gemelli. Er sollte Pater Pio zu seinen Lebzeiten untersuchen. Dies wurde jedoch von Pater Pio und dem Konvent verweigert. Nach einer Auseinandersetzung verließ er verärgert das Kloster und verfasste ein vernichtendes Gutachten über den Heiligen. Es folgten Verbote, die Hl. Messe öffentlich zu feiern, Beichte zu hören und Besuch von Gläubigen zu empfangen. Pater Pio gehorchte stets den Oberen. 1933, nach diesem schwarzen Jahrzehnt, wurden die Beschränkungen unter Papst Pius XI. schrittweise widerrufen. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg blühte der Kult um den im Volk als lebendigen Heiligen wahrgenommenen Priester auf, und oft drehte sich sein Tag um den Beichtstuhl, um die Beichten der unzähligen Pilger zu hören, die unbedingt zu ihm wollten. Er ließ ein nur von Spendengeldern finanziertes Krankenhaus errichten, das 1956 eingeweiht wurde und bis heute besteht. Zu den Besuchern gehörten auch mehrere Mitglieder von Königsfamilien, der spätere Papst Johannes Paul II. und Erzbischof Lefebvre. Papst Paul VI. unterstützte ihn und korrespondierte mit ihm. Die Liturgiereformen nach dem II. Vatikanischen Konzil machte er persönlich nicht mit und feierte stets, mit kirchlicher Dispens, die überlieferte Liturgie. Im Rollstuhl und schwer krank feierte er am Sonntag, den 22. September 1968, seine letzte Hl. Messe, die teilweise auf Video aufgezeichnet ist, und starb in der folgenden Nacht am 23. September.
Das überlieferte Wunderwirken von Pater Pio ist derart umfangreich, dass es hier nicht dargestellt und kritisch beurteilt werden kann. Insbesondere bezeugt sind z. B. Bilokationen, bei denen Pater Pio etwa amerikanischen Bomberpiloten in der Luft erschienen ist, um einen Abwurf zu verhindern. Als sie sich am Boden erkundigten, wer diese Person war, wurden sie zu Pater Pio geführt, der sie sofort erkannte. Die Piloten konvertierten später zum katholischen Glauben.
Auch hatte er die Gabe der Seelenschau und erkannte ohne Worte genau den Seelenzustand seiner Beichtkinder. So konnte er jene, die es brauchten, zu ihrem Heil sehr schroff ermahnen: „Wann hörst du endlich auf, dich wie ein Schwein zu benehmen?“ Bei anderen war er sanft und demütig, und es war stets das, was das Beichtkind brauchte.
Hinzu kommen auch zahlreiche Heilungen. Kirchlich anerkannt ist u. a. die Heilung der Consiglia de Martino: Sie stellte sich 1995 im Alter von 43 Jahren mit Schmerzen und Schwellungen im Hals in einer Notaufnahme vor. Mithilfe von zwei Aufnahmen im Computertomograph wurde ein Erguss von zwei Litern Lymphflüssigkeit in Brustkorb und Hals nach Riss eines Lymphgefäßes festgestellt. Die einzige Therapieoption bestand in einer geplanten Operation. Doch sie konnte zunächst ohne Behandlung das Krankenhaus verlassen, wandte sich mit ihrer Familie und einem gewissen Mönch in San Giovanni Rotondo im Gebet an Pater Pio. Bereits am nächsten Tag verringerten sich die Flüssigkeitseinlagerungen, und nach fünf Tagen war auch in der modernen Bildgebung unerklärlicherweise nichts mehr von der Erkrankung nachzuweisen.
Dieses Wunder hat der strengen kirchlichen Prüfung standgehalten und hat die Voraussetzung geschaffen, dass Pater Pio zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Papst Johannes Paul II., Jahrzehnte nachdem er selbst als junger Priester bei Pio gebeichtet hatte, sprach ihn 1999 selig und 2002 heilig.
„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt 7, 16). Die zahllosen Pilger, Bekehrungen, Heilungen und Wunder, das von Spenden gebaute Krankenhaus, das große Vertrauen des italienischen Volkes in ihren Heiligen: All das spricht für sich.
Hl. Pater Pio, bitte für uns.